Was ist so schlecht an Fast Fashion?
Kleidung – Etwas, das wir jeden Tag benötigen, wir aber oft zu wenig hinterfragen. Dabei wäre das so wichtig, denn die Modeindustrie ist einer der größten Umweltverschmutzer der Welt. Deswegen stellen wir euch hier einige Problemen der Fast Fashion Industrie vor und zeigen auch Lösungen auf.
Wir starten mit ein paar Zahlen rund um die Kleiderschränke der Österreicher:
- Im Schnitt besitzt jeder Österreicher 85 Kleidungsstücke, wobei hier große Unterschiede zwischen Frauen (106) und Männern (62) auftreten.
- Viele dieser Kleidungsstücke – ca. jedes achte – werden nur selten oder gar nicht getragen, das machen 72 Millionen in Österreichs Kleiderkästen aus.
- Circa die Hälfte entsorgen ihre Kleidung auch wenn keine Mängel vorhanden sind, weil sie nicht mehr als modisch empfunden werden (56% der Frauen, 41% der Männer).
- 50% der entsorgten Kleidungsstücken landen im Müll, nur wenig wird gespendet.
- Früher gab es 2 Kollektionen pro Jahr - in Zeiten der Fast Fashion sind es 24 Kollektionen pro Jahr.
- Der Konsum von Mode hat sich von 2000 bis 2014 verdoppelt. Bis 2030 wird ein weiteres Wachstum von 60% prognostiziert.
- Mehr als die Hälfte unserer Kleidung besteht mittlerweile ganz oder teilweise aus Kunstfaser (z.B. Polyester).
Im Kleidungsbereich werden die Auswirkungen der Konsum- und Wegwerfgesellschaft sehr deutlich. „Die Trends von heute sind der Müll von morgen“. Doch gerade hier ist es sehr wichtig umzudenken, um die Umwelt und die Menschen entlang des Produktionsprozesses zu schützen.
Umweltprobleme
👚 Ressourcenverschwendung:
- Bei der Produktion fallen 25 bis 45% Verschnitt an. Außerdem werden aufgrund fehlerhafter Etikettierung, Überproduktion oder Retouren viele fertige Waren vernichtet.
- Hoher Energieverbrauch (Strom beim Nähen und Waschen, Wärme fürs Trocknen und Färben und Transport)
🧥 Chemikalien:
- Pro kg Kleidung wird ein kg Chemikalien verwendet: Chloride (als Bleichmittel), Weichmacher, Farbstoffe, Flammschutzmittel, zinnorganische Verbindungen (als Schädlingsbekämpfung und Antischimmelmittel), Aldehyde, Triclosan, Schwermetalle.
- Durch mangelhafte oder nicht existierende Abwasser- und Abfallbehandlung gelangen Schadstoffe in die Umwelt. Das Resultat sind vergiftete Flüsse, Abgase, kontaminierte Böden und Trinkwasserreservoirs.
💧 Wasser:
- Der Wasserverbrauch in der Textilindustrie ist enorm: Der Baumwollanbau ist sehr wasserintensiv und auch in der Verarbeitung wird viel Wasser benötigt.
- Ein T-Shirt benötigt 2.700 Liter reines Wasser (entspricht 15 Badewannen voller Wasser).
Arbeitsbedingungen:
Die Probleme der Textilindustrie gehen weit über die Umweltprobleme hinaus. Entlang des gesamten Prozesses herrschen schlechte und teilweise gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen.
In vielen Bereichen (Baumwollanbau, Färben etc.) werden Chemikalien verwendet. Da hier selten passende Schutzkleidung vorhanden ist, wird die Gesundheit der Arbeiter gefährdet. Laut WHO sterben täglich cirka 70 Feldarbeiter an den Folgen des Pestizid- und Insektizideinsatzes (die meisten davon sind Kinder unter 14 Jahren).
Auch in den Bereichen, in denen keine Chemikalien eingesetzt werden, sind die Arbeitsbedingungen nicht besser - zu lange Arbeitszeiten, zu geringer Lohn und Ausbeutung beherrschen den Arbeitsalltag.
In unserer Grafik sieht man schnell, wer in der Textilbranche Geld verdient: der Einzelhandel und die Marke. Der Lohn der Näherinnen macht gerade mal 0,6% der T-Shirt-Kosten aus. Das macht bei einem T-Shirt Preis von 30€ gerade mal 18 Cent für die Näherinnen.
Fashion Revolution Day
Am 24. April ist Fashion Revolution Day - der Tag um den sich seit 2013 die Fashion Revolution Week dreht. 👖👕 Doch warum der 24. April? Am 24. April 2013 stürzte in Bangladesh das Rana Plaza Gebäude ein. Ein Gebäude in dem Fast Fashion produziert wurde. Beim Einsturz kamen 1.135 Menschen ums Leben und über 2.400 Menschen wurden verletzt. Es war ein Unglück, das einfach nicht passieren hätte dürfen. Es war ein Tag mit so viel Leid und Trauer. Trauer, die vermeidbar gewesen wäre, wenn die Fast Fashion Industrie nicht so wäre wie sie ist. Wenn die Modeindustrie die Preise nicht so niedrig wie möglich machen würde und man somit nicht überall Geld einsparen muss. Geld einsparen auf Kosten der Arbeiter. Geld auf Kosten der Arbeitssicherheit. Und diese mangelnde Arbeitssicherheit kostete so Vielen das Leben.
Wie kam es zu dem Unfall? Am Vortrag - den 23.4.2013 - wurden im Rana Plaza Gebäude Risse festgestellt und die Polizei verbot den Zutritt. Die Fabrikbetreiber haben die Angestellten gezwungen dennoch ihre Arbeit aufzunehmen. Im Bericht der Untersuchungskommission wurde grobe Fahrlässigkeit als Hauptursache genannt (minderwertige Baumaterialien, Bauland nicht geeignet für mehrgeschossiges Gebäude,…).
Und deswegen ist der Fashion Revolution Day jedes Jahr am 24. April. Es soll an jenen Tag im Jahre 2013 erinnern und dafür sorgen, dass sich in der Modeindustrie so viel verändert, dass solch ein Unglück nicht wieder passieren kann.
Filmtipps
Wer noch gern tiefer ins Thema Kleidungsindustrie und ihre Probleme eintauchen will - heute gibt es ein paar Tipps für Dokumentationen dazu:
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👗 „Fast Fashion – Die dunkle Welt der Billigmode“ https://www.arte.tv/de/videos/089135-000-A/fast-fashion-die-dunkle-welt-der-billigmode/
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👚 „Fast Fashion – Die Folgen des Modewahnsinns“ https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-fast-fashion---die-folgen-des-modewahnsinns-100.html
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💦 „Vergiftete Flüsse – Die schmutzigen Geheimnisse der Textilindustrie“ https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/vergiftete-fluesse-100.html
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👔 „The True Cost“
Jetzt wisst ihr warum es so wichtig ist, im Konsum von Textilien nachhaltig zu agieren. Die gute Nachricht: im Bereich Textilien kann man sehr leicht auf nachhaltigem Konsum umsteigen. In diesem Blogpost geben wir euch 6 Tipps für einen nachhaltigeren Kleiderschrank.