Wir sind Klimatarier
Wir sind Klimatarier. Schon mal davon gehört? Es ist ein recht neuer Begriff für eine Ernährungsform. Es geht dabei darum, seine Ernährung klimafreundlich zu gestalten – und zwar jeder so, wie er möchte.
Man kann es schwer direkt mit Vegetariern oder Veganern vergleichen. Denn es geht weniger darum, bestimmte Dinge gar nicht zu essen, sondern bewusst darauf zu achten, was man isst.
Der Fokus dabei liegt auf pflanzlichen Lebensmittel, Saisonalität und Regionalität, sowie auf biologischen Lebensmitteln und Müllvermeidung.
Hier kann jeder seine eigenen „Schwerpunkte“ setzen. Wir haben schon öfters über das Thema ökologischen Fußabdruck im Bereich Ernährung gesprochen. Da wir finden, dass Ernährung einfach ein sehr wichtiges Thema im Bereich Nachhaltigkeit ist, wollen wir euch hier die Ernährungsform „Klimatarier“ näher bringen und euch zeigen worauf am Meisten geachtet wird.
- Pflanzlich statt Tierisch
- Regional, Saisonal und Bio
- Lebensmittelverschwendung
- Selber machen
- Wieviel müssen wir eigentlich essen?
- Kreativ sein und Neues entdecken
- Leute begeistern
- Kritische Lebensmittel
- Schwerpunkte setzen
1. Pflanzlich statt Tierisch
Das ist der Punkt, der das größte Potenzial hat, Ressourcen einzusparen. Wie groß der Einfluss ist, wird meist unterschätzt, diverse Studien zeigen hier aber eindeutige Zahlen.
Es sind natürlich nicht alle tierischen Produkte gleich klimaschädlich:
- 🐄🐖🐓 Bei Fleisch haben Schwein und Geflügel einen deutlich geringeren Fußabdruck wie Rind.
- 🥛🧀🧈 Bei den Milchprodukten sind Milch und Joghurt weniger schädlich wie Käse, Sahne und Butter.
- 🥚 Ein Hühnerei hat, im Vergleich zu den restlichen tierischen Produkten, noch einen recht niedrigen Fußabdruck.
Statt Fleisch kann man gut auf Hülsenfrüchte als Proteinquelle zurückgreifen und natürlich die große Vielfalt diverser Gemüsesorten auskosten.
Bei vielen Milchprodukten kann man leicht auf pflanzliche Produkte umstellen - zum Beispiel auf Soja-/Hafer-/Dinkelmilch, Sojajoghurt, Soja-/Hafersahne (=Cuisine) sowie pflanzliche Aufstriche (Hummus und Co) statt Butter und Käse. Diese verstärkt pflanzliche Ernährung hat nicht nur sehr positive Auswirkungen auf unsere Umwelt und auf die Tierwelt, sondern auch auf unseren Körper! Viele Wohlstandskrankheiten werden auf eine verstärkt tierische Ernährungsweise zurückgeführt. Unser Filmtipp dazu: „What the Health“
2. Regional, Saisonal und Bio
Das Thema der regionalen Lebensmittel hat in der Coronazeit hohe Aufmerksamkeit bekommen. Wir sollten wissen, wo unsere Lebensmittel herkommen und wie sie angebaut wurden. Wie der Name „Lebensmittel“ schon sagt, sind es Produkte, die unser Leben erst möglich und genießbar machen.
Wer im klassischen Supermarkt einkaufen geht, tut sich oft schwer herauszufinden, was jetzt alles saisonal und was regional ist. Hier gibt es so eine große Auswahl, dass man sich mehr damit auseinander setzen muss, indem man immer wieder Produkte umdreht und den Text durchliest. Wenn man aber seine Lieblingsprodukte kennt und weiß, dass sie regional (und auch saisonal) sind, dann wird das Einkaufen auch einfacher. Ihr findet im Internet jede Menge Saisonkalender, die euch helfen saisonales Obst und Gemüse zu finden. Noch einfacher ist es, regional und saisonal einzukaufen, am Bauernmarkt. Hier weißt du, wo die Sachen herkommen und du kannst dich sogar (meist) mit den Produzenten darüber unterhalten.
Meistens wichtiger wie die Regionalität ist die Saisonalität. Inzwischen gibt es viele Produkte, wie zB Tomaten, das ganze Jahr über aus Österreich im Supermarkt. Mit unserem kühlen Klima kann das aber nur im Glashaus funktionieren. Gerade beheizte Glashäuser haben einen richtig hohen Fußabdruck. Natürlich je nach Gemüse etwas unterschiedlich - gerade bei Tomaten ist es aber sehr deutlich. 🍅 Die nachhaltigste Variante wäre natürlich Produkte nur zu kaufen, wenn sie bei uns wachsen.
Der biologische Anbau ist wichtig für die Artenvielfalt 🐝, den Boden und für unsere Gesundheit (Lebensmittel bleiben frei von schädlichen Stoffen). Gerade im Bereich der tierischen Lebensmittel ist es wichtig auf Bio zu achten - aus ethischen sowie aus Umweltschutz-Gründen.
3. Lebensmittelverschwendung
Wenn man seinen ökologischen Fußabdruck im Bereich Ernährung sinken möchte, sollte man keine Lebensmittel verschwenden. Lebensmittelverschwendung ist weltweit gesehen ein sehr großes Problem. Wenn wir keine Lebensmittel wegschmeißen würden, hätten wir definitiv genug um alle Menschen auf der Welt ausreichend zu ernähren. Doch leider geht im Laufe des ganzen Prozesses (von Anbau, über Verarbeitung und Handel, hin zu Endkonsumenten) circa ein Drittel aller Lebensmittel verloren. Eine Tatsache, die den ökologischen Fußabdruck im Bereich Ernährung stark ansteigen lässt.
Und auch hier ist jeder einzelne von uns gefragt, etwas dagegen zu tun. Im Rahmen der Müllvermeidungswoche habe wir schon einige Tipps zusammengestellt.
4. Selber machen
Im Ernährungsbereich kann man wahnsinnig viel selber machen. Das ist deswegen gut für das Klima und für unsere Gesundheit, weil wir selber bestimmen können, was wir drinnen haben wollen. Fertigprodukte und Co beinhalten meistens viele Stoffe auf die man lieber verzichten sollte (zB Palmöl, Geschmacksverstärker, diverse E-Nummern, zu viel Zucker und Salz,…). Wenn man es selber macht, dann kann man sich bewusst für die einzelnen Zutaten entscheiden und weiß somit ganz genau was man da so ist.
- Beim Selber machen gilt einerseits natürlich das generelle Selber-Kochen mit frischen Zutaten. Also der Verzicht (zumindest meistens) auf Fertigwaren und Fast Food.
- Und andererseits kann man viele weitere Produkte selber herstellen und vermehrt auf die Basiszutaten zurückgreifen.
Hier gibt es unzählige Möglichkeiten.
- Aufstriche
- Süßigkeiten, Kekse und Eis
- Hafermilch
- Joghurt
- (Knusper-) Müsli
- Brot und Gebäck
- Pesto
- Puddingpulver, Suppenwürze, Kräutersalz
- Marmeladen, Sirup, Chutney
Man findet zu so gut wie allem sehr viele Rezepte und Anleitungen. Macht richtig Spaß zum durchstöbern. Und wenn man mal seine Lieblingsrezepte gefunden hat, dann benötigt man auch nicht mehr viel Zeit für die Herstellung der einzelnen Sachen.
5. Wieviel müssen wir eigentlich essen?
Diesen Punkt bedenkt man vielleicht recht wenig, wenn man an nachhaltige Ernährung denkt, aber er gehört auch dazu. Wir leben in einer Zeit, wo wir (zumindest die Meisten von uns) immer viel Essen zur Verfügung haben. Gerade an den Feiertagen haben wir es wieder beobachtet: Festessen ohne dass man sich „überisst“ gibt es wohl nur selten. Doch wieviel müssen wir eigentlich essen bzw. tut unserem Körper gut? Wir müssen wieder lernen auf unseren Körper zu hören bzw. lernen zu fühlen, wann wir satt sind. Denn nur dann essen wir nur das, was wir brauchen. Auch das Weglassen von ständigen Zwischenmahlzeiten tut unserem Körper und der Umwelt gut.
Fragen wir uns doch einmal: was brauchen wir eigentlich alles? Muss man immer mit dem neuesten Foodtrend mitgehen? Müssen es die neuen Superfoods von irgendwoher sein? Oder reichen unsere heimischen Lebensmittel auch aus?
6. Kreativ sein und Neues entdecken
Es gibt eine Unzahl an nachhaltigen Lebensmittel, die man köstlichst zubereiten kann. Oft haben wir es nur schon verlernt, weil wir die „standardisierten“ Lebensmittel aus dem Supermarkt kennen, die wir das ganze Jahr über zur Verfügung haben. Doch gerade die saisonale Küche sowie das Neu-Entdecken von alten Sorten bringt Abwechslung in den Ernährungsplan.
Oft kann man auch seine Lieblingsrezepte ganz einfach mit wenigen Schritten nachhaltiger gestalten. Hier heißt es kreativ sein. Einfach mal recherchieren was für Rezepte es so gibt und einen ansprechen. Am Anfang mag vielleicht nicht alles super gelingen, aber es ist eine Riesen-Bereicherung für unsere Ernährung immer wieder neue Sachen zu probieren. Oft reicht es schon mit der Zubereitungsart oder mit Gewürzen zu experimentieren.
7. Leute begeistern
Wie bei vielen Sachen bringt es sehr viel, wenn man sein eigenes Verhalten nachhaltig gestaltet. Noch mehr bewirkt man, wenn man es schafft, andere Leute mitzuziehen. Erzählt von euren Erfahrungen, redet mit anderen über eure und deren Gewohnheiten. Gebt euer Wissen, dass ihr über verschiedene Lebensmittel bzw über die generelle Ernährung habt, weiter. Denn so multipliziert man seinen Einfluss. Oft muss es nicht viel sein, einfach mal jemanden was kosten lassen oder Überbleibsel vorbei bringen. Denn gemeinsam sind wir viel stärker und können mehr bewirken. So auch beim „Druck machen auf die Politik“. Je mehr wir sind, die der Politik zeigen, dass das jetzige System so nicht weitergehen kann, desto besser sind die Chancen, dass das System „schnell“ und nachhaltig verändert wird.
8. Kritische Lebensmittel
Kritische Lebensmittel kennen und meiden Wir haben bis jetzt viele Aspekte der Ernährung auf unseren ökologischen Fußabdruck näher beschrieben. Das waren auch mal die Wichtiges. Doch natürlich gibt es noch weitere Dinge, die man beachten kann. Hier gilt vor allem zu wissen wie und wo die Lebensmittel hergestellt werden. Bei vielen Lebensmitteln wäre es gut, vermehrt darauf zu verzichten. Bei anderen wäre es wichtig, auf die Herkunft zu achten.
Hier ein paar Beispiele:
- 🥑☕️ Wasserintensive Lebensmittel: Kaffee, Kakao, Avocados, Mandeln, (Rind-)fleisch (wer mehr dazu wissen will, findet unter „virtuelles Wasser“ oder „Wasserfußabdruck“ viele Infos)
- 🥫 Schlechte Arbeitsbedingungen: Tomatenprodukte aus Süditalien und Spanien, Cashewkerne, Kaffee, Kakao
- 🧄 Hohe Schadstoffbelastung: bei Importen aus China (zB Knoblauch)
- 🍪 Palmöl: in sehr vielen verarbeiteten Produkten enthalten (vor allem in Fertiggerichten)
- 🍍 Flugimporte: essreif geerntete Mangos, Avocado, Ananas
- 🐟 Fische und Meeresfrüchte
9. Schwerpunkte setzen
Ernährung ist ein riesiger Bereich, wo du wirklich viel in Richtung Nachhaltigkeit umsetzen kannst. Da der Bereich aber so riesig ist, ist es oft sehr schwierig oder nahezu unmöglich „alles“ zu berücksichtigen. Damit du nicht den Überblick und die Freude am Essen verlierst, hilft es oft, wenn du dir einen Schwerpunkt setzt. Natürlich wirst du nicht immer nur an einen halten, aber es macht einem das Leben leichter, wenn man einen Schwerpunkt hat, auf den man besonders achtet (und die anderen Aspekte auch mal links liegen lassen kann).
Unsere Vorschläge für Ernährungsschwerpunkte:
- Pflanzlich
- Regional
- Saisonal
- Bio
- Palmölfrei
- Verpackungsfrei
- Fairtrade
- Frisches und Selbstgemachtes (keine Fertigprodukte)
Wichtig ist, die Freude am Kochen und Essen nicht zu verlieren! Nicht zu sehen: „auf das sollte ich verzichten“ - sondern seinen Fokus auf nachhaltigere Lebensmittel zu richten. Denn davon gibt es genug. Halte dir immer wieder vor Augen, WOFÜR du das Ganze machst, WARUM es dir wichtig ist und WAS passieren würde, wenn du nicht darauf achten würdest. Und natürlich auch immer bedenken: du bist nicht alleine! Wir sind viele und werden immer mehr. Nur eine nachhaltige Ernährung ist eine Ernährung für die Zukunft, die uns alle weiter bringt. Ein letzter Tipp noch:
Was auch noch sehr hilfreich sein kann, ist einmal seine Ernährungsweise und Einkaufsroutine zu dokumentieren. Wie viel tierische Lebensmittel pro Woche esse ich eigentlich? Welche Lebensmittel kaufe ich immer wieder ein und könnte ich selber machen? Woher kommen die meisten Lebensmittel, die ich einkaufe? Wenn man das dokumentiert hat, tut man sich auch leichter, etwas daran zu ändern und einen „Plan“ zur Veränderung zu machen.